Ich muss euch eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte über meine Eltern, ihre Verbundenheit zur örtlichen Volksbank und eine wichtige Lektion über Geld und Vertrauen. Ich wette, viele von euch kennen eine ähnliche.
Meine Eltern haben über Jahrzehnte fleißig in einen Fonds namens UniFonds gespart, den ihnen ihre Volksbank empfohlen hat. Das ist völlig normal. Vor 30 Jahren gab es keine Google-Suche, keine unzähligen Finanzblogs und keine einfache Möglichkeit, in ETFs zu investieren. Man ging zur Bank, man vertraute seinem Berater, und man investierte. So einfach war das.
Irgendwann habe ich meinen Eltern mal, so ganz vorsichtig, das Thema ETF nähergebracht. Ich habe versucht, zu erklären, dass es heute viel einfachere, günstigere und modernere Wege gibt, um sein Geld anzulegen. Es war eine grobe Skizze, keine Belehrung. Aber sie wurden neugierig. So neugierig, dass sie tatsächlich zur Volksbank gegangen sind und dort "das böse Wort ETF in den Mund genommen" haben.
Und was ist passiert? Der Bankberater hat sie auf die altmodische Art und Weise beruhigt: "Ihr seid doch über all die Jahre gut gefahren. Und das hier ist ein super Fonds, der von Experten gemanagt wird." Meine Eltern kamen mit einem fast schlechten Gewissen zurück. Sie hatten alles gelassen, wie es war. Die gefühlte Sicherheit, die Vertrautheit und die örtliche Verbundenheit wogen schwerer als die Fakten, die ich ihnen dargelegt hatte.
Ich mag die Heimatverbundenheit meiner Eltern. Aber es war ein Moment, in dem ich dachte: Das geht gar nicht. Denn die Volksbank hat nicht die Chance ergriffen, ihre langjährigen Kunden ehrlich zu beraten. Sie hat sie im alten System belassen, anstatt ihnen zu zeigen, wie viel Geld ihnen das in der Zukunft kosten könnte.
Ich habe das einmal für euch durchgerechnet. Mit einer monatlichen Sparrate von 250 Euro über 25 Jahre – und das ist ein realistischer Zeitraum – summieren sich die Kosten zu einer gewaltigen Summe. Bei den geschätzten Kosten des UniFonds (1,45 % laufende Kosten + 5 % Ausgabeaufschlag) bleiben am Ende, basierend auf einer angenommenen Rendite von 7,5 %, rund 184.000 Euro übrig. Das ist ordentlich, keine Frage.
Aber wenn sie stattdessen in einen kostengünstigen ETF mit nur 0,22 % jährlichen Kosten gespart hätten, wäre das Endkapital bei 238.000 Euro gelandet.
Die Differenz? 54.000 Euro !
Für mich ist das die traurige Wahrheit der Geschichte. Es geht nicht darum, dass der Unifonds ein "schlechter" Fonds wäre und damals sicher nicht war. Es geht darum, dass die Volksbank es versäumt hat, das Beste für ihre Kunden zu tun. Sie hat ihre Verbundenheit genutzt, um sie im für sie selbst lukrativsten System zu halten. Und das ist in meinen Augen nicht in Ordnung.
Schaut doch mal beim Sparplanrechner vorbei, damit euch nicht ähnliches passiert :)